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Gießener Weltenentdecker unterwegs im Klingspor Museum in Offenbach

Das Projekt Weltenentdecker des Literarischen Zentrums Gießen machte es sich in diesem Jahr zur Aufgabe, Grundschulkindern und ihrer Lehrerschaft neue Kinderbuchliteratur ans Herz zu legen, die Literaturvermittlung zu fördern und stärker fürs Lesen zu begeistern. Mit großem Erfolg führte die letzte Aktion des Jahres die zweiten Klassen der Brüder-Grimm-Schule Gießen zur

Workshop zum Bilderbuch „Dunkel“ von Lemony Snicket und Jon Klassen
Passend zum eigenen Projektprogramm konnte sich das Literarische Zentrum Gießen im Rahmen der Kinderbuchausstellung thematische Workshops zu Büchern auswählen. Gerne ließen sich die Lehrerinnen der zweiten Klassen der Gießener Brüder-Grimm-Schule auf den spannenden Ausflug nach Offenbach ein. Gebannt lauschten die Kinder den Workshopleiterinnen des Klingspor Museums, die zunächst außergewöhnliche Originalformate aus der aktuellen Kinderbuchwelt präsentierten. Das Staunen über den Variantenreichtum war groß. Mit der kleinen, feinen Geschichte um Leo, der Angst vor der Dunkelheit hat, tauchten die Kinder dann tiefer in die faszinierende Welt der Geschichtenerzählung ein. Gemeinsam wurden die wunderbaren, auf tiefschwarzem Grund gezeichneten Illustrationen des Bilderbuchs angeschaut. Am spannenden Punkt – Leo wird vom Dunkel in den Keller gelockt – bekamen die Kinder Gelegenheit, in ihre eigene kreative Welt zu wechseln, indem sie die Geschichte weitererzählen und gestalten sollten.

Kreativität mit Kleber, Schere und schwarzem Papier
Zur Verfügung standen Kleber, Schere, schwarzer Bastelkarton, weißes Papier und Stifte. Daraus zauberten die jungen Literaten Bilderbuchseiten und erfanden spannende Weiterführungen der Geschichte. Die Lehrerinnen waren begeistert von der Umsetzung und stolz auf ihre Kleinen, die sich voll und ganz auf die Aufgabe einließen. Hier einige Auszüge aus den selbst entwickelten Enden der Kinder – grammatikalisch angeglichen:

„Leo wird immer mutiger. Als er unten ist, sieht er viel mehr als er reingekommen ist. Er hat sich an die Dunkelheit gewöhnt.“
„Leo ging ins Dunkle und sagt: „Wieso willst Du mir Angst einjagen?“ Das Dunkel sprach: „Weil Du immer Spaß hast und ich bin alleine und Du kannst spielen.“ Leo hatte ein super Idee und seine Idee war, dass sie zusammen spielen und ab jetzt sind sie gute Freunde.“
„Leo ging zum Keller und sah eine Kiste und das war eine besondere Kiste. In dieser Kiste waren dunkle Steine. Diese Steine zeigen ihm, dass man nicht vorm Dunkeln Angst kriegen muss. Und dann war Leo der Freund des Dunkeln. Die Geschichte ist zu Ende.“

Lehrer*innen bilden um Schüler*innen zu fördern
Durchaus schlau und in sich überaus logisch hatte das Literarische Zentrum Gießen das Jahresprojekt Weltenentdecker angelegt: Zunächst einmal bot man den Grundschullehrkräften eine überzeugende Fortbildung zum kreativen Gebrauch von aktueller Kinderbuchliteratur an, entwickelte gemeinsam einen Reader und stellte spannende, kindgerechte Herangehensweisen an Literatur vor. Um die motivierte Lehrerschaft mit dem neuen Input nicht alleine zurückzulassen, erprobte man gemeinsam im Anschluss die Umsetzungsformen in den Klassen. Auch wurden verschieden Autoren eingeladen, die mit ihren Büchern eine kreative Form der Rezeption anregten: So erarbeitete Thilo Reffert gemeinsame mit den Grundschulkindern „Die Lebensgeschichte einer Brotdose“, die er aus Sicht eben dieser in seinem Buch „Fünf Gramm Glück“ erzählt. Gemeinsam mit dem roten Erklärbakterium aus „In meinem Körper ist was los!“ und der Medizinerin und Buchautorin Sibylle Mottl-Link begaben sich die Kinder auf eine abenteuerliche Reise durch den menschlichen Körper.

Zum Abschluss interessiertes Stöbern durch die Ausstellung
Die gemeinsame Kooperation vom Literarischen Zentrum und den umliegenden Grundschulen wurde von allen Teilnehmenden durchweg positiv bewertet und als befruchtend wahrgenommen. Das spiegelte sich auch in den eifrigen Kindergesichtern wider. Am Schluss des Workshops konnten alle ihre eigenes Ende der Geschichte vor den aufmerksamen Mitschüler*innen vortragen und das gemeinsame Werk gebunden mit nach Gießen nehmen. Noch immer neugierig auf weitere Geschichten ließ man den Besuch im Museum beim Stöbern durch die Kinderbuchausstellung ausklingen. Vielleicht wird – zumindest im Raum Gießen – die jüngst veröffentlichte IGLU-Studie zur Leseleistung der Schüler*innen im Folgejahr schon ganz anders aussehen.
si

Weitere Informationen:
Literarisches Zentrum Gießen e. V.
Klingspor Museum Offenbach
Projektbeschreibung

Webredakteur-LKB

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